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AutorenbildSabine von Süsskind

Enys, ein Rollstuhl und die gesamte Familie reisen nach Riga

Enys Box wird gecheckt bevor er einsteigen darf

Reisen ohne Hunde macht keinen Spaß, das weiß jeder Hundebesitzer. Manchmal kann man zwar die Hunde zu Hause bei Freunden oder in einer Tierpension lassen, aber dann vermisst man sie meistens sehr. Am Abend der Doggenclubsiegerschau durfte unser Rüde Enys allerdings mit nach Riga fliegen. Warum nur er? Seine Mutter und seine Schwester sind läufig und das Aufpassen mit 3 Haustüren, die immer alle offen stehen und einer der Hunde entwischen kann, kann man keinen Freunden zumuten. Also 3 Tage Riga und 2 Tage Jurmala!

Enys ist im Gegensatz zu seiner Eltern und seinem Onkel Bailey noch nie geflogen, also mußte erst mal die Flugbox in die Küche und einige Tage mit den Lieblingsentensticks bestückt werden, damit er gerne rein ging. Das kuscheligste Betti kam ebenfalls in die Box – Bailey, der fliegen ja kennt, war begeistert – er wollte sofort mit und konnte nur sehr schwer davon überzeugt werden, daß er ab und zu wieder mal raus aus der Kiste sollte. Es war ja auch nicht seine, sondern die Maxi XXL Box der Großen. (Boxen gibt es nämlich in drei Größen und weil wir mit allen Hunden schon mehrmals in den USA waren, haben wir 5 große und eine etwas kleinere Box. (Da ist wesentlich mehr Platz als auf unseren Economysitzen – 125 x 85 cm – ein Traum, ich könnte da gemütlich in Embryohaltung drin liegen…)

Und dann ging es los. Im Auto zum Flughafen, durfte er das erste Mal mit geschlossener Gittertür in seine gemütliche Kiste. Autofahren liebt er ja, also war das kein Problem – nur rausgucken ging nicht, weil er zu niedrig für die Autofenster war, der Rollstuhl mußte ja auch noch mit. Aber es war ja schon abends und er war eh von den 200 Doggen recht müde. Am Flughafen war es dann – dank Corona – Menschen- und Hundeleer – das ist ja die einzige feine Sache an Corona. Keiner ist mehr unterwegs und es gibt absolut keine Schlangen mehr, leider auch keine Shusi vor dem Abflug, da die Restaurants in der Abflughalle alle dichtgemacht haben.

Enys Box wurde kurz gecheckt und dann ging es los mit seinen beiden persönlichen Betreuern zum Gate. Wir hatten eine kleine Kamera in der Box und konnten sehen, daß er ganz interessiert aus seiner Kiste schaute, zwischendrin schlief und nur beim Hochfahren auf dem ruckelnden Förderband etwas überrascht und unruhig war.

Nach 2 Stunden waren wir bereits in Riga und er kam total verschlafen und verdöst am Rollband des Sperrgepäcks an. Dort hatten wir schon ein großes Auto für die Kiste und uns gemietet – das ist immer die größte Herausforderung – In USA damals mit 6 Kisten war es Zentimetermassarbeit alle Kisten nebst 2 Kindern, dem grünen Baron und unserem Gepäck zu verstauen. Diesmal hatten wir ja auch noch einen Rollstuhl dabei, da sich meine Mutter kurz zuvor beide Knöchel gebrochen hatte, also recht viel Sperrgepäck für uns Süsskinds.

Kleiner Tip am Rande – Übergepäck ohne Metallteile kann in die Kisten unter die Hundebetten – das spart richtig viel Platz im Koffer und die Hunde haben noch lömelige Socken und Tshirts mit heimatlichem Geruch unter sich!

Dann in Riga, das totale Wohlfühlprogramm für Enys – das Kempinski Grand Hotel, direkt neben einer riesigen Grünanlage gegenüber der Oper, das sehr sehr nett zu uns und ihm war. Er bekam sogar eine eigene Hundemenükarte aufs Zimmer…und Zimmerservice am ersten Abend.

Allerdings kommt Enys ja vom Land und das Menü war ihm fast etwas zu ausgefallen – Wildreis, das kannte er noch nicht, also wurden nur der Joghurt und das Hühnchen vertilgt…am nächsten Tag gab es wieder das Miss Nellie Futter.

Enys vor dem – mit Liebe gekochtem Grand Hotel Menü… noch etwas skeptisch.

Alle Mitarbeiter waren soo nett zu ihm und er durfte auch mit zum Frühstücken , in die Bar und ins Restaurant! Er benahm sich mustergültig und auch Bootfahrten und Einkaufszentren waren eine Entdeckung für ihn. Venedig hatte er nämlich noch in sehr schlechter Erinnerung, da ich ihn mal bei extrem großer Hitze bis zum Bauch in den Kanal gesetzt hatte. Bootfahrten fand er viel, viel besser! Wie Cabriofahren…

Bootstour durch Riga mit der Adriana

7 km laufen bzw. Rollstuhl schieben, um die Stadt zu erkunden war dann auch genau das Richtige für ihn, so viele Bäume und Parks, Hafenanlagen und Cafes – er war wahrlich “Hundemüde”, nach so vielen Erlebnissen… Gut, daß es im Hotel so viele weiche kuschelige Teppiche gab. Die zog er seinem Hundekissen vor. Als Kopfkissen ging es gerade so.

Platt nach dem ersten Tag Sightseeing

Weil der grüne Baron nicht mit Butterbrotstücken im Restaurant beim Frühstück um sich werfen durfte, gab es das Hundefrühstück aus der Tüte vor dem Hotel, das war auch recht angenehm…

Hmm, Cottage cheese und Omelette Reste vom Frühstück bevor es wieder los geht

Und dann ging es noch ans Meer nach Jurmala – angeblich gibt es 500 Euro Strafe, wenn man als Hund an den Strand geht, und das obwohl es 30 km weißen Sandstrand gibt. Es waren aber einige Hunde unterwegs und wir haben keine Polizei gesehen, deswegen ging es am nächsten Tag 10 km nach links, da war der Strand wild und Enys durfte rennen und spielen – seine Pfote und Zehennägel waren ja immer noch ganz grün und kurzgeschoren von seinem Abenteuer mit einer Ölfarbendose, aber das fiel niemandem auf.






In Jurmala hatten wir eine gemütliche Wohnung direkt an der Strandpromenade und es gab wieder Hausmannskost – selbst gekocht, was auch nicht schlecht war…



Und dann ging es auch schon wieder nach Hause, fliegen war bereits normal… und Enys durfte als Erster das Flugzeug verlassen…seine Box ging schneller als der Rollstuhl!

Wichtige Tips für Reisen mit 1 – 6 Hunden:

Transportboxen rechtzeitig in den Alltag integrieren, damit sie als Normalität anerkannt werden. Unsere Hunde kennen keine Hundehütten, also erst mit der unteren Schale beginnen und dann nach ein paar Tagen den Deckel drauf. Die Türe haben wir immer als letztes und nur Nachts mal geschlossen, weil bei uns die Hunde auch nachts alle Hundebetten durchwechseln.

Kein Drama draus machen und selbst nicht aufgeregt sein vor dem Flug. Enys hatte die ganze Menschenfamilie dabei und alle kannten fliegen, also war er auch nicht aufgeregt. Lärm kennt er auch aus Dennenlohe und Trubel sowieso. Bei empfindlichen Hunden vorher Geräuschpegel einige Zeit erhöhen und Fluggeräusche über eine Musikanlage langsam im Geräuschpegel steigern. Am Rollfeld bekommen die Kisten eine Decke übergezogen, das ist dann weder windig noch besonders laut.

Nachtflüge sind optimal, denn des ist ja auch recht düster unten im Frachtraum, also wird dann einfach gemütlich geratzt.

Hotels oder Airbnb in der Nähe von Grünanlagen aussuchen, das entspannt den Besitzer, wenn er vor dem Frühstück und Abends eine Runde um den Block gehen kann.

Restaurants vorher anfragen – manchen erlauben Hunde sogar drin, manchen nur auf der Terrasse, manche gar nicht. In Florida durften Hunde nicht mal auf die Außenterrasse am Strand – dann einfach Strand und Ort wechseln!

Sicherheitshalber, wenn der Hund alleine im Zimmer bleiben soll und das auch schon kennt, eine HundeApp laden, mit der man hören kann, ob geschlafen, gebellt oder mit den Kopfkissen gespielt wird.

Wenn möglich mit mehreren Familienmitgliedern verreisen – einer mag nämlich nicht mit ins Armeemuseum, der andere nicht ins Schwimmbad, einer mag gemütlich lesen und faulenzen, so kann man sich aufteilen, falls der Hunde mal nicht mitdarf…

Man entdeckt so viele andere Ort mit Hunden, weil man von der Autobahn runter muss, weil einer der Hunde gerade Durchfall hat oder weil man in eine andere Straße abbiegen muß wegen 20 Katzen, die gerade vor einem so rumsitzen und alle Halsbänder gerade noch zu locker sind, weil man vom Strand kommt. Man entdeckt Orte mit Hunden, die man sonst nie sehen würde – also ist die oberste Regel bei Hundereisen: Das Abenteuer einfach genießen…und Nerven behalten!

Luxushund in der Bar – so weiche Teppiche, göhn…


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