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Manchmal braucht man viel Durchhaltevermögen

Autorenbild: Sabine von SüsskindSabine von Süsskind

Hatte ich schon erzählt, daß er grüne Baron mehrere unverwirklichte Ideen hat, die er unbedingt vor seinem Tod noch verwirklichen will? Eine Idee ist der Vulkan im Park, den ich in einem der nächsten Beiträge mal ansprechen werden und für die sich RTL auch gerade interessiert. Eine andere Idee ist das schwimmende Torii, ein traditionelles japanisches Tor, das er unbedingt auf dem Wasser haben möchte. Ein Torii bestehen aus zwei Pfosten und doppeltem Querbalken, meist in charakteristischer roter Farbe. Diese japanischen Torbögen sind das Symbol für den Übergang aus der profanen in die spirituelle Welt. Durchschreitet man das Tor, befindet man sich auf heiligem Boden – oder wir bei uns im Wasser…

Die Kanji 鳥居 für Torii bedeuten wörtlich übersetzt „Vogelsitz“. Im Kojiki, einer Sammlung von Mythen über die Entstehung Japans und der Kami (Shinto-Gottheiten) aus dem Jahr 712, findet sich dazu die folgende Legende: Die Sonnengöttin Amaterasu herrscht über den Himmel, symbolisiert die Sonne und ist zudem eng mit dem japanischen Kaiserhaus und dessen Entstehung bzw. Legitimierung verbunden.

Zu Beginn sind Amaterasu und ihr Bruder Tsukuyomi, er den Mond verkörpert sich sehr nah und Sonne und Mond scheinen gleichzeitig. Dies ändert sich nach einem Streit, bei dem Amaterasu ihren Bruder Tsukuyomi auf die andere Seite des Himmels verbannt, um ihn möglichst nie wieder zu sehen. Sonne und Mond sind nun getrennt und Tag und Nacht damit entstanden.

Amaterasu ist darüber aber so verzweifelt, dass sie sich in einer Höhle (in manchen Versionen auch die Unterwelt Yomi) einschließt. Die Sonne ist aus der Welt verschwunden, der erste Winter hält Einzug. Die Welt versinkt daraufhin in Dunkelheit, es herrscht Chaos. Erst ein großes Fest vieler Kami (Gottheiten) vor dem Eingang der Höhle macht Amaterasu schließlich so neugierig, dass sie wieder herauskommt, um die unzähligen Vögel vor der Höhle, die den „langen Gesang der Dunkelheit” singen, zu sehen. Die Vögel saßen dabei auf einer Stange, dem “Vogelsitz” direkt vor dem Eingang der Höhle, die anschließend schnell wieder verschlossen wird, damit Amaterasu und mit ihr die Sonne nie wieder ganz verschwinden können. Diese toll Geschichte hat en grünen Baron immer schon fasziniert und daher hält also das vierte Torii Einzug in Dennenlohe.

Das 5m hohe Tor wurde von uns schon für die Landesgartenschau in Wassertrüdingen 2019 gebaut und lag seitdem auf Halde. Jetzt endlich sollte es – wie sein Vorbild – der Hakone Schrein aus dem Jahr 757 im japanischen Ashi-See – aufs Wasser und ein neues Motiv für Hobbyfotografen werden.

Vor 4 Monaten ging es dann los – nach ausgetüftelten Plänen wurden riesige Pontons angeschafft, mit Eisenplatten, Eisenstangen und Holzpaletten verschraubt und mit dem Bagger, Manitu und allen verfügbaren Geräten aus dem Park auf dem gegenüberliegenden Damm des Schlossweihers gefahren. Dort wurde es zusammengebaut und langsam ins Wasser gelassen. Zur Überraschung aller schwamm es tatsächlich.

Nun wurden zwei jugendliche Ruderer gefunden, die das Tor auf dem schwimmenden Ponton in die Inselmitte an den vorgesehenen Platz stakten – natürlich originalgetreu mit Bambusstangen. Verfolgt vom grünen Baron im roten Boot mit Schläuchen und Pumpen ausgestattet, um es an Ort und Stelle gleich zu fluten. Leider war zu viel Überschwang an Bord und kurz vor der Endstation kippte das ganze Konstrukt, da das Wasser auch unterschiedlich schnell in die verschiedenen Behälter einlief, als die Flutung begann.

Nun wurden alle Anwesenden zu Hilfe gerufen, aber es gelang uns zu sechst weder aus dem Boot noch aus dem Wasser das massive Tor wieder aufzurichten. Alle Helfer inklusive mir schwammen wieder ans Ufer bei einer Eiseskälte, die vor allem die aus Island und UK angereisten Helfer zum Schlottern brachte. Scheinbar ist der Atlantik und das arktische Nordmeer wärmer als der Dennenloher Schlossweiher…

Tags drauf wurde das Tor mit 80m langen Seilen, Seilwinden und Traktoren wieder liegend zurück ans Ufer gezogen. Dann gab es eine kurze Verschnaufspause für alle, da sich der grüne Baron eine saftige Bronchitis im See geholt hatte, bevor es weiter ging.

Mit mehreren Seilumrundungen über verschiedenen Bäume auf den Inseln und am Ufer gelang es das Tor wieder mit schwerem Gerät aufzustellen. Nun wurde es mit Sand, Steinen und Wasser und noch mehr schweren Holzpaletten an der Unterseite beschwert und am Ufer stabilisiert, bevor es wieder zu Wasser gelassen wurde.

Ob es diesmal gelingt das Tore in der Mitte des Sees nach den Wünschen des grünen Barons zu platzieren, werden Sie beim nächsten Besuch sehen… es soll vor den 25. Gartentagen am 9. Mai fertig sein. Die Dennenloher Schloss- und Gartentage gibt es ja 2024 ein Vierteljahrhundert – der absolute Wahnsinn. Ich weiß noch genau, wie ich im Büro die ersten Flyer dafür kopiert habe und mittlerweile sind wir Bayerns älteste und immer noch blühendste Gartenmesse.

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